Themenvorschläge

Von einem Fotografen wird gemeinhin erwartet, dass er vorgibt, wie, wo und was geshooted werden soll. Im Gegensatz zu noch recht unerfahrenen Models, hat er viele Themen schon umgesetzt, war mit vielen Models an ganz unterschiedlichen Locations, weiß also ein bisschen, was gut aussieht und was vor Allem auch Spass macht.
Nun nehmen wir einmal an, dass er für ein schon geshootetes Thema ein oder mehrere neue Models sucht! Da schon gemacht, kann er sogar Beispielbilder zeigen, wie das aussehen könnte. Das sind dann natürlich immer nur ganz vage Ansätze, denn mit jedem Model entsteht dann auch wieder etwas ganz Neues. Trotzdem sehen Anfängermodels diese Ausschreibung und schon beginnt es in ihrem Kopf zu rattern: "So gut wie die auf den Fotos abgebildeten Models sehe ich nicht aus! Und den Ausdruck bekomme ich bestimmt so auch nicht hin! Das Thema hört sich zwar toll an und Spass würde mir das wohl auch machen, der Fotograf wäre von mir aber bestimmt enttäuscht, also bewerbe ich mich besser nicht!"
Nehmen wir weiter an, dass der Fotograf auf Basis seiner bisherigen Erfahrungen ganz konkrete Anforderungen an zukünftige Models stellt. Würde er die dann in der Ausschreibung nicht auch angeben? Z.B.
- nur Models mit langen, blonden Haaren!
- Erfahrung aus mindestens zehn Shootings!
- Konfektionsgröße max. 36!
- Oberweite min Cup C!
- usw., usw.
Wenn er aber nun praktisch keine Voraussetzungen nennt, so kann das nur bedeuten, dass er das Thema mit nahezu jeder Interessentin umsetzen würde. Denn vor allen Ergebnissen steht immer der Spass an einem Shooting. Natürlich wäre es toll, wenn jedes Model nur auf Starfotografen trifft und jeder Hobbyfotograf nur mit Topmodels arbeiten könnte. So ist es aber nunmal nicht! Als Model wirst du immer wieder auf Leute treffen, die dann doch mal eine Belichtung versemmeln oder ein Foto verwackeln. Und umgekehrt trifft unsereins eben auf Mädels, die noch nicht so richtig wissen, wie sie posen sollen, wie sie gezielt mit ihrer Mimik spielen. Das hat dann in beiden Fällen immer Auswirkungen auf die erzeugten Fotos, ist aber insofern sekundär, weil man trotzdem ein lustiges und spannendes Shooting zusammen haben kann! Es gibt also auch für Newcomer keinen Grund, sich eine Anfrage nicht zu trauen!
Hin und wieder gibt es dann aber auch Ausschreibungen für Themen ohne jegliche Bildbeispiele. Ganz einfach deshalb, weil bisher noch nicht von diesem Fotografen umgesetzt. Er hat sich im stillen Kämmerlein etwas überlegt, hat vlt. irgendwo etwas Ähnliches bei Kollegen gesehen und möchte diese Idee erstmalig umsetzen. Und wieder beginnen die kleinen, grauen Zellen bei den Anfängermodels zu arbeiten: "Keine Beispielbilder? Hört sich ja eigentlich ganz interessant an, ich kann mir aber nicht vorstellen, wie das aussehen soll. Nö, da bewerbe ich mich lieber nicht!"
Grundsätzlich kann man bei einem Fotografen (wenn er nicht selbst noch blutiger Anfänger ist) unterstellen, dass er jede Szenerie technisch in den Griff bekommt. Das bei einem Shooting nun vom ersten bis zum letzten Bild nur Schrott herauskommt, ist mehr als unwahrscheinlich. Wenn also Beispielbilder zu dem exakten Thema noch nicht vorhanden sind, ist das nicht gleichzusetzen mit "kann er nicht"! Wahrscheinlich ist eine allererste Umsetzung nicht so gut wie die zehnte, lohnenswert für's Model aber allemal.
Denn worauf warten die Anfängermodels? Auf eine Ausschreibung der Art "Models für outdoor-Portraitshooting gesucht! Figur und Outfits egal, denn es wird nur das Gesicht auf den Fotos zu sehen sein! Versch. Ausdrücke musst du auch nicht können, denn bei Gegenlicht sind die ohnehin nicht erkennbar. Geshooted wird bei 25+ Grad und ohne Regen! Abholung vor der eigenen Haustür und die Gage beträgt € 500,- für zwei Stunden"
Solche Ausschreibungen mag es geben, allein ich habe noch keine gesehen und ich beobachte die Szene wirklich sehr genau! Man kann angehenden Models deshalb egtl. nur raten, auch mal auf Ausschreibungen zu reagieren, selbst wenn nicht alles zu 100% passt. Unter'm Strich bringen Shootings ohnehin sehr viel mehr, wenn man als Model gezwungen ist, seine persönliche Komfortzone auch mal zu verlassen. Wer immer nur Portraits mit 2 cm dicker Makeupschicht shootet, die null Emotionen erkennbar macht und dazu auch noch Headpieces trägt, die nur eine einzige Kopfhaltung erlauben, wird als Fashionmodel nicht zu gebrauchen sein. Wer nur in klimatisierten Studios shooted, wird spätestens dann erhebliche Probleme bekommen, wenn outdoor Sonne, Wind und vlt. sogar Regen mal dazu kommen. Wer immer nur hochgeschlossen vor der Kamera agiert, wird nie erfahren, ob und wieviel Spass Models auch bei sexy Shoots haben. Davon abgesehen versagen sie sich von vornherein den meisten Shootingangeboten.
Also einfach mal in's kalte Wasser springen! Wenn du dich mit einem Thema (Vorschlag) halbwegs identifizieren kannst, dann traue dich auch mal zu einer Bewerbung! Im allerschlimmsten Fall wird dir der Fotograf absagen, weil du vom Typ her nun so gar nicht zu seinen Vorstellungen passt oder sich andere gemeldet haben, die ihm vielversprechender erscheinen. Aber selbst das ist doch überhaupt nicht schlimm und du versuchst es einfach bei anderen Ausschreibungen erneut. Sehr oft kommt es aber zu einer Umsetzung und davon kannst du nur profitieren. Du sammelst Erfahrungen, die dir bei weiteren Shoots sehr helfen. Du lernst Themen umzusetzen, die dir vlt. nicht zu 100% liegen und du sammelst Bildmaterial, über das nicht jedes Model verfügt und darüberhinaus deine Vielseitigkeit zeigt.


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