TfP%20or%20Pay

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Typen von Menschen, die sich als Model vor eine Kamera stellen.
Da sind zunächst mal die Pay-Models, die es für Geld machen. Wenn sie bezahlt werden, ist es ihnen nahezu egal, wie, wo und was geshooted wird. Wenn die Gage stimmt, wird nicht mehr gefragt, ob der Fotograf sein Handwerk versteht, was bei einem Shooting heraus kommt. In dieser Kategorie trifft man dann auch recht häufig auf Models, die zwar Erfahrung mitbringen, deren Motivation manchmal aber zu wünschen übrig lässt. Da soll sich der Fotograf gefälligst beeilen, damit sich die vereinbarte Pauschale für´s Model rechnet und sie schnell wieder weg kommt. Private Plaudereien während des Shootings finden auch eher nicht statt, denn "so'n Amateur" ist natürlich weit unter ihrem Niveau. Solche Models kommen dann auch mitunter mit ihrem "Manager" zu einem Termin, der sich dann als Oberboss aufspielt, was das Shooting endgültig schwierig macht. Es gibt selbstverständlich aber auch die wirklich professionellen Models, die sehr wohl wissen, dass sie nur dann Folgeaufträge oder Empfehlungen bekommen, wenn sie sich nicht nur diszipliniert, sondern auch sympathisch zeigen. Von den Kosten mal ganz abgesehen, ist es für Hobbyfotografen meistens also nicht sehr lohnenswert, mit Pay-Models zu arbeiten. Auf der einen Seite bekommen sie evtl. bessere Fotos für ihr Portfolio als mit Lieschen Müller, der Spass beim Shooting bleibt dafür aber nicht selten aus. Und einer Kosten-Nutzen-Analyse hält ein solches Payshooting schon gar nicht stand. Wenn bei einem solchen Shoot fünf wirklich excellente Bilder entstehen, dann ist das schon ein Erfolg. Bei einer Gage von z.B. € 200,- für's Model kostet dann aber jedes Foto auch € 40,- und da sich andere mit diesen Bildern nicht identifizieren können, ist der Werbeeffekt praktisch gleich Null. Bei anderen Vorhaben, z.B. bei einer kommerziellen Nutzung der Fotos oder der Erstellung von Bildern im Kundenauftrag, sieht das aber natürlich anders aus. Hier kann es sich durchaus lohnen, ein Pay-Model zu buchen, zumal es äußerst unfair wäre, einen kommerziellen Auftrag mit einem TfP-Model abzuarbeiten. Ich persönlich habe nur selten solche Aufträge, biete die dann aber lieber mir schon - von freien Arbeiten - bekannten Models an, die sich dann meistens auch ein wenig freuen, wenn sie mit ihrem Hobby mal ein paar Taler verdienen. Problem dabei ist, dass mitunter Aufnahmebereiche gewünscht werden, die für Hobbymodels nicht infrage kommen. Da bleibt dann doch nichts anderes übrig, als auf ein Pay-Model auszuweichen.
Zur zweiten Kategorie gehören dann die Hobby- oder Gelegenheitsmodels. Hier findet man sehr oft Frauen und Mädchen, denen es wirklich Spass macht, mit einem Fotografen zusammen zu arbeiten. Sie würden sich zwar auch liebend gern mal von einem Profi ablichten lassen, können oder wollen sich aber dessen Honorar nicht leisten. Sie shooten also vorwiegend auf Basis TfP mit Hobbyfotografen. Die Ansprüche in diesen Kreisen sind dann auch so unterschiedlich wie die Personen selbst. Das reicht von "notwendiger Einstieg auf dem Weg zum Profimodel", bis hin zu "kostenlose Fotos von mir einmal im Jahr". Manche wollen sich als Model verbessern, hinzulernen und nehmen jeden Tipp auf, andere denken bei sich: "Hör auf zu labern und leg' endlich los!" Gerade in diesen Kreisen wird sehr großer Wert darauf gelegt, nur mit Fotografen zu arbeiten, die sich seriös und vertrauenswürdig zeigen. Treffen sie auf einen solchen, dann ist die Stimmung am Set automatisch auch locker und entspannt. Shootings mit solchen Models sind dann meistens auch sehr angenehm, begegnet man sich doch auf "Augenhöhe" und nur die gegenseitige Sympathie entscheidet über den Erfolg eines Termines.
Zu guter Letzt gibt es dann noch diejenigen, die keinerlei Modelambitionen mitbringen, sondern nur einmalig Bilder von sich wollen. Die sind dann nicht selten hypernervös, wissen logischerweise auch überhaupt nicht, was ein Model machen sollte und so bekommt diese Klientel mit Anleitung natürlich die gewünschten, schönen Fotos von sich (jedenfalls deutlich besser als die letzten Urlaubsschnappschüsse), die erfüllen aber keinerlei professionelle Ansprüche. Mit anderen Worten hat der Fotograf selbst nichts davon, mit einem solchen "Einmaltäter" zu shooten. Die Fotos reichen qualitativ nicht einmal an diejenigen heran, die letzte Woche mit dem Anfängermodel bei ihrem erst fünften Shooting entstanden sind und außerdem wollen solche Models dann meistens auch nicht, dass die Fotos überhaupt veröffentlicht werden. Trotz dieser Einschränkungen, die ein kostenloses Shooting für einen Fotografen gänzlich uninteressant machen, findet auch diese Gruppe genügend Knipser, die ihnen einen Termin anbieten. Mitunter müssen sie ein wenig länger suchen, jemanden wählen, der vlt. nicht den sympathischsten Eindruck macht oder dem seinerseits noch Erfahrung fehlt.
Möchte also jemand einmalig private Fotos für sich selbst machen, dann sollte man für diese Dienstleistung besser jemand engagieren, der zum Einen über viel Erfahrung verfügt und zum Anderen auch vertrauenswürdig erscheint. Denn was nützen ein paar gesparte Euro, wenn am Ende doch irgendwo Bilder von einem auftauchen? Wenn überhaupt die Fotos nicht so geworden sind, wie man sich das vorgestellt hat? Wenn man Outfits/Accessoires zuvor noch selber kaufen muss, die ein anderer Fotograf kostenlos zur Verfügung stellt?

Wenn man es ganz genau nimmt, gibt es sogar noch eine 4.te Gruppe von Fotointeressierten, auf die man als Hobbyknipser trifft. Das sind diejenigen, die noch nie gemodelt haben, sich dafür aber sehr interessieren und es einfach mal ausprobieren wollen. Auch diesen Personen wird gern geraten, für ihre ersten Gehversuche einen Profi zu engagieren. Nun ist es aber oft so, dass es sich gerade hier um noch sehr junge Mädchen/Frauen handelt, die mglw. noch zur Schule gehen oder noch in einer Berufsausbildung stecken. Da erlaubt es die finanzielle Situation dann einfach nicht, einen Berufsfotografen zu beauftragen. Im Laufe der Jahre habe ich mit schon mehr als 50 Mädchen ihr jeweils allererstes Shooting auf kostenloser Basis TfP gemacht und ich kann mich an keinen Fall erinnern, an dem ich enttäuscht wurde. Natürlich ist im Vorfeld eines solchen Termines die eigene Erwartungshaltung anzupassen! Ohne Hilfe funktioniert das Posing nicht und auch Vertrauen zu erlangen, Nervosität abzubauen dauert etwas länger als bei erfahrenen Models. Bei den Ergebnissen muss man auch einige Abstriche hinnehmen, mit der eigenen Erfahrung und etwas Geduld gelingen aber auch mit absoluten Anfängern durchaus sehenswerte Fotos. Und wenn dann so jemandem ihr erstes Shooting so sehr gefallen hat, dass sie es künftig öfter machen möchte, dann ist das doch auch ein schöner Erfolg!

Wenn man mit dem Gedanken spielt, sich von einem Fotografen fotografieren zu lassen, dann sollte man sich über einige Dinge klarwerden. Zunächst sollte man für sich selbst festlegen, welche Art Aufnahmen man machen möchte. Studio oder outdoor, Stil, Outfits, ein bestimmtes Thema oder ganz zwanglos? Und ganz wichtig! Kann man damit leben, dass die Fotos auch vom Fotografen genutzt werden dürfen? Sofern er das überhaupt möchte. Denn darüber muss man sich auch immer im Klaren sein: Irgendeinen Hobbyknipser wird man immer finden, der mit einem kostenlos shooted. Möchte man aber mit einem erfahrenen Fotografen arbeiten, dann wird ein solcher nur dann zu einem TfP bereit sein, wenn das Model ihrerseits auch etwas anbietet. Das kann ein außergewöhnlich attraktives Äußeres sein, ein großes Modeltalent, besondere Outfits oder die Bereitschaft zur Umsetzung von Ideen des Fotografen. Denn wenn er schon seine reiche Erfahrung und seine professionelle Ausrüstung unentgeldlich zur Verfügung stellen soll, dann möchte er die Fotos selbst auch wenigstens zur Werbung nutzen können. Das kann er aber nicht, wenn du auch nur - wie hunderte andere vor dir - einfache Portraits im Gegenlicht machen möchtest. Überzeuge deinen Wunschkandidaten also davon, dass er mit dir Fotos machen kann, die auch in seinem Portfolio noch fehlen!


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