Analog%20vs.%20modern

Spiegelreflexkameras sind keine Erfindung des digitalen Zeitalters. Es gab sie auch schon in analoger Ausführung. Unterschied zu heute war lediglich, dass das Licht nicht von einem Sensor in Nullen und Einsen übersetzt wurde, sondern direkt auf einen Film fiel.
Aber auch die Kameras der siebziger/achtziger Jahre des vergangenen Jahrtausends verfügten schon über digitale Schmankerl. So gab es Belichtungsmessungen und auch Autofocussysteme, die zwar nicht an die Qualität heutiger Umsetzungen heranreichten, trotzdem aber brauchbare Ergebnisse lieferten. Aber wie gesagt: Der Hauptunterschied lag in der "Verarbeitung" des durch das Objektiv einfallenden Lichtes. So wird ein heute digital aufgenommenes Foto nicht nur vom flüchtigen Arbeitsspeicher auf die Speicherkarte persistiert, es wird auch auf dem eingebauten Display angezeigt und wenn etwas nicht stimmen sollte, kann man es sofort noch einmal versuchen. Ein analoger Film musste zunächst mal entwickelt werden, um zu sehen, wie ein Foto denn wohl geworden ist. Das dauerte in einem Labor schon mal ein paar Tage, in der heimischen Dunkelkammer mindestens einige Stunden.
Daraus ergibt sich auch, dass das Fotografieren damals viele laufende Kosten verursacht hat. Filme mussten gekauft und eben dann entwickelt werden. Heute drückt man einfach ab und wenn's nix ist, wird halt wieder gelöscht. Zwischen digital und analog gibt's noch einen ganz gravierenden Unterschied. Die Lichtempfindlichkeit eines Sensors (ISO) lässt sich per Software mit großer Bandbreite einstellen, ein analoger Film hat genau eine Empfindlichkeit und das war's! Stellte man während eines Shootings fest (z.B. weil es inzwischen dämmert, die Blende schon komplett offen und eine längere Verschlusszeit nicht möglich ist), dass die Empfindlichkeit nicht mehr ausreicht, blieb nur die Möglichkeit, den gerade eingelegten Film herauszunehmen - egal ob noch Aufnahmen verfügbar waren - und durch einen empfindlicheren Film zu ersetzen.
Ob digital oder analog! Irgendwann ist ein Foto im Kasten und es greift die nächste große Änderung. Denn digitale Bilder lassen sich bis zum Excess in der Nachbearbeitung verändern. Teilweise sind sogar Korrekturen von Kameraparametern möglich. Komplett neue Hintergründe, Farbänderungen und und und. Analog hätte man einen Papierabzug zunächst mal einscannen (digitalisieren) müssen, um sich dann auf langsamen Rechnern mit Bildbearbeitungsprogrammen herumzuärgern, die diesen Namen nach heutigen Maßstäben kaum verdienten. Noch davor setzten die damaligen Computer auf 80 Spalten und 25 Zeilen! Monochromer Text wohlgemerkt! Jede dieser Zellen konnte eines von 256 ASCII-Zeichen darstellen. Und "Bilder" mussten aus genau diesen Zeichen und im vorgegebenen Raster zusammengesetzt werden. Von den grafischen Fähigkeiten einer Playstation war man noch viele Jahre entfernt.
Aus alldem ergibt sich, dass Fotografen damals sowohl präziser als auch mit mehr Planung agieren mussten. Shootings wurden penibel vorbereitet und vor Allem wurde vorab ein Moodboard erstellt, an dessen Ablauf man sich halten konnte, um so die Kosten im Rahmen zu halten. Und man konnte sich nicht darauf verlassen, in der Bildbearbeitung noch etwas zu retten, sollte man bei der Aufnahme einen Fehler gemacht haben. Entweder wurde ein Foto schon in der Kamera korrekt erstellt, sonst konnte man sich zumindest die Beauftragung eines Papierabzuges vom Negativ ersparen.

Viele der heute aktiven Fotografen haben die Fotografie erst mit der Verbreitung der Digitaltechnik für sich entdeckt. Ihre Arbeitsweise ist von daher meistens auch different zu der von uns alten Knackern. Während viele von uns immer noch erst dann abdrücken, wenn wir vom Gelingen eines Bildes überzeugt sind, schreiben die jüngeren Kollegen die Daten gigabyteweise auf ihre Speicherkarten. Beide Arbeitsweisen haben ihre Vor- aber auch Nachteile. So kann man auch nicht sagen, welche "besser" ist. Als Model solltest du von diesen Unterschieden aber zumindest mal gehört haben, denn das hat auch Einfluß auf deine Arbeit. Wie bei alten Leuten üblich, geht bei uns vieles etwas langsamer vonstatten. Du hast also auch mehr Zeit deine Pose zu finden oder sie zu wechseln. Im "Dauerfeuer" wird's dann ein bisschen hektischer und vlt. wirst du dabei auch mal in einem ungünstigen Moment erwischt. Vlt. entsteht so aber auch ein ganz besonderes Foto, welches man gestellt nie hinbekommen hätte. Welche der beiden Methoden dir nun mehr liegt, bei welcher du dich wohler fühlst, kannst du nur selbst herausfinden. Übrigens kannst du es nicht unbedingt am Alter eines Fotografen festmachen, auf welche Arbeitsweise du treffen wirst. Eine gebrauchte, analoge Fotoausrüstung ist heute für ganz wenig Geld zu bekommen und so gibt es auch junge Leute, die sich aus Interesse heraus damit mal beschäftigen und diese Arbeitsweise evtl. dann auch für ihr normales Tun übernehmen. Und es gibt auch Opas, die voll auf hektisch stehen und draufhalten! Bei mir wirst du allerdings immer auf eine analoge Arbeitsweise treffen. Nicht, weil ich mit der Digitaltechnik nicht klarkomme, sondern einzig und allein aus dem Grund, dass ich immer und überall mit zusätzlichem künstlichen Licht arbeite. Dafür verwende ich Blitzgeräte und die haben nunmal nach jedem Schuss eine Recycletime, um die Kondensatoren wieder aufzuladen. Also bin nicht ich der limitierende Faktor sondern einzig und allein die Technik! 😉
Glaub mir! Ich bin noch ganz schön schnell. Schnell müde! 😂


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